30 Jahre Swissolar: Vom solaren Tief- zum Hochdruckgebiet

12.08.2024

Vor 30 Jahren wurde Swissolar als «Nationale Interessengemeinschaft zur Förderung der Solarenergie» gegründet. Damit wurde die Basis gelegt für den heutigen starken Verband und die qualitätsbewusste, leistungsfähige Schweizer Solarbranche. Schade bloss, dass der Solarenergie von der Politik während vieler Jahre Steine in den Weg gelegt wurden. Dass das kräftige Marktwachstum der letzten Jahre nun einfach weiter geht, ist derzeit nicht gesichert. Erneut liegt der Ball in Bern.

In den frühen 90er-Jahren war die Solarenergie in der Schweiz noch ein Nischenmarkt. Einige wenige Enthusiasten und Pioniere glaubten an das Potenzial der Photovoltaik und Solarthermie. Die Gründung von Swissolar war ein entscheidender Schritt, um die Kräfte zu bündeln und sich trotz unterschiedlicher Interessen* auf gemeinsame Ziele zu einigen. So wurde die Gründungsurkunde am 12. August 1994 in Zürich im Beisein von Vertretern des «Bundesamts für Energiewirtschaft» (heute Bundesamt für Energie) und «Energie2000», der Vorgängerorganisation von «EnergieSchweiz», unterzeichnet. Zum ersten Präsidenten wurde der damalige Schwyzer CVP-Ständerat Bruno Frick gewählt.

In seiner Erklärung nach der Wahl wählte Frick starke Worte: «Swissolar füllt ein wirtschaftliches Tiefdruckgebiet der Schweizer Wirtschaft auf. Zu lange hat unsere Wirtschaft eine grosse Chance übersehen und die Entwicklungen unserer Solarpioniere ins Ausland gezwungen. Sorgen wir dafür, dass Swissolar über der Schweiz bald ein solarpolitisches Hochdruckgebiet aufbaut.» Im Schweizer Tiefdruckgebiet waren bis 1994 gerade einmal Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 6,7 Megawatt installiert. Die jährlich zusätzlich installierte Leistung Betrug bis Ende der 90er zwischen 1 und 2 Megawatt. Zum Vergleich: 30 Jahre später sind über 7000 Megawatt installiert, der jährliche Ausbau beträgt ca. 1800 Megawatt, insgesamt sind ca. 300‘000 Photovoltaikanlagen installiert. Dieses Jahr wird heimische Photovoltaik erstmals über 10 % des jährlichen Strombedarfs decken. David Stickelberger, der den Verband von 1998 bis 2023 führte und heute den Bereich Kommunikation, Markt und Politik leitet, sagt dazu mit einem Augenzwinkern: «Das mit dem solaren Hochdruckgebiet hat eine Weile gedauert – das politische Klima ändert sich in der Schweiz nicht so schnell. Aber jetzt scheint es ziemlich stabil zu sein.» 

Die politischen Meilensteine des Schweizer Solarbooms

Es waren vor allem politische Entscheide auf Bundesebene, die den solaren Ausbau vorantrieben, wobei einzelne Kantone stets noch mehr aus den Rahmenbedingungen machten – und andere weniger. Eine Konstante bis heute. Zu den entscheidenden Meilensteinen gehören die Einführung des Energiegesetzes von 1999, das auf Bundesebene den Grundstein für die Förderung erneuerbarer Energien legte, die Einführung der kostendeckenden Einspeisevergütung von 2008, sowie die Annahme der Energiestrategie 2017. 2024 nun ist der nächste Pflock eingeschlagen: Mit dem deutlichen Ja zum Stromgesetz hat das Stimmvolk dem Bund den Auftrag erteilt, die Solarstromproduktion bis 2035 auf 35 Terawattstunden zu steigern: Das ist fast eine Verfünffachung innert zehn Jahren. 

Das mag sich nach einem hochgesteckten Ziel anhören. Doch – und hier lässt sich eine Parallele zu 1994 ziehen – die Branche ist längst bereit dafür. Das hat sie in den letzten 4 Jahren gleich doppelt bewiesen: Einerseits mit jährlichen Wachstumsraten von über 40 Prozent – trotz zwischenzeitlicher Lieferkettenprobleme aufgrund von Pandemie und geopolitischen Konflikten. Und andererseits mit einem Stellenwachstum von 7‘000 auf über 11‘000 Vollzeitstellen innert derselben Zeit – trotz Fachkräftemangels. Seit diesem Jahr hat die Branche auch offiziellen Nachwuchs: In den diesen Tagen starten die ersten Lernenden mit der Solarlehre.

Die Solarenergie hat das grösste Potenzial – und Bern den Ball

30 Jahre später also wiederholt sich auf einer ganz anderen Skala, was 1994 im Kleinen begann: Viele Solarbegeisterte sind bereit, die Schweizer Stromversorgung umzukrempeln. Aber jetzt geht es endlich richtig schnell vorwärts: Von heute 10 % auf 50 % Anteil an der Stromversorgung im Jahr 2050. Der Ball liegt erneut in Bundesbern, genauer beim UVEK, die Steilvorlage des Stromgesetzes zu verwerten. Zurzeit werden die dazu gehörigen Verordnungen erarbeitet, Sie müssen dem Wunsch der Stimmbevölkerung nach mehr erneuerbarem einheimischen Strom gerecht werden und den bestehenden Schwung mitnehmen. Denn was für die letzten 30 Jahre galt, wird auch für die nächsten 30 gelten: Die Solarenergie hat das grösste Wachstumspotenzial, um die fossile und nukleare Energieproduktion abzulösen. 

Nur etwas hat sich geändert: Stand in den 90er-Jahren noch Solarwärme im Vordergrund, so ist es heute klar die Photovoltaik, parallel zur Elektrifizierung vieler fossiler Energieanwendungen. Solarthermische Anlagen kommen nur noch in wenigen Bereichen zum Einsatz, aber Swissolar ist überzeugt, dass diese Technologie insbesondere bei thermischen Netzen und bei der Prozesswärmeerzeugung eine wichtige Rolle übernehmen muss. 

* Zu den Gründungsmitgliedern von Swissolar gehörten folgende Organisationen (heute teils unter anderem Namen, oder mit anderen Organisationen fusioniert): Association des professionnels romands de l'énergie solaire (PROMES), INFOENERGIE, Schweizerischer Spenglermeister- und Installateur-Verband (SSIV), Schweizerischer Technischer Verband (STV), Société suisse pour l'énergie solaire (SSES), Solar 91, Sonnenenergie-Fachverband Schweiz (SOFAS), Verband Schweizerischer Elektrizitätswerke (VSE), Verband Schweizerischer Elektro-Installationsfirmen (VSEI) sowie der Verband Schweizerischer Heizungs- und Lüftungsfirmen (VSHL).

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