- Home /
- Angebot /
- News und Medien /
- Arbeitssicherheit bei der Installation von Solaranlagen
Arbeitssicherheit bei der Installation von Solaranlagen
14.01.2025
Personensicherungssysteme sind lebenswichtig und sparen letztlich Geld. Jede Installationsfirma ist einerseits von Gesetzes wegen, aber auch aus Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden dazu verpflichtet, mit geeigneten Massnahmen für die sichere Installation von Solaranlagen zu sorgen.

Warum verzichten manche Firmen auf Personensicherungsmassnahmen?
Es ist bekannt, dass Firmen, die auf diese Massnahmen verzichten, Solaranlagen günstiger anbieten möchten als die Konkurrenz. Manchmal wird jedoch auch aus Unwissen über die aktuellen Vorschriften auf Massnahmen verzichtet. Letztlich kann es, wenn auf die notwendigen Massnahmen wie z. B. Gerüstungen, verzichtet wird, viel teurer werden. Erfährt die Suva von solchen Verstössen, kann sie die Baustelle einstellen, bis die Personensicherungsmassnahmen ordnungsgemäss nachgebessert wurden. Zudem kann sich die Summe der Versicherungspolice des Installationsbetriebs aufgrund von mehreren Verstössen während eines Jahres erhöhen (danach erfolgt wieder die Rückstufung). Schwerer ins Gewicht als tiefere Installationskosten fallen aber Unfälle ungesicherter Installateure. Diese können bei dem Unfall im schlimmsten Fall sterben oder sich schwer verletzen und bleibende Gesundheitsbeeinträchtigungen davontragen. Durch einen Unfall verliert das Unternehmen nicht nur Mitarbeitende, sondern auch an Ansehen und vor allem an Glaubwürdigkeit, da Personen in Gefahr gebracht wurden.
Bauherrschaften können bei der Installation einer Solaranlage massgeblich dazu beitragen, dass alles sicher und ohne Unfälle verläuft. Schon beim Erhalt der Offerte kann geprüft werden, ob die Position „Gerüst/Arbeitssicherheit“ enthalten ist. Sollte keine Position dazu in der Offerte sein oder sollte der Installationsbetrieb die Installation der Anlage ohne Gerüst oder Seitenschutz beginnen wollen, kann der Bauherr einen Baustopp verhängen, bis der Betrieb eine ordnungsgemässe kollektive Absturzsicherung errichtet hat. Der Werkeigentümer haftet gemäss OR Art. 58 gegenüber Dritten für Schäden infolge fehlerhafter Anlagen oder mangelhaftem Unterhalt. Unsachgemäss ausgeführte Installations- und/oder Unterhaltsarbeiten (Ausführung ohne genügende Sicherungsmassnahmen, um Sach- und Personenschäden zu verhindern) könnten zu Haftungsansprüchen führen. Entsprechend wichtig ist es, sich von Fachpersonen bzw. -firmen beraten und die Installations- bzw. Wartungsarbeiten unter Berücksichtigung gesetzlicher und aus der jeweiligen Situation vor Ort sich ergebenden Vorgaben von Fachfirmen ausführen zu lassen. Nachfolgend wird ein Überblick über die wichtigsten Personensicherungsmassnahmen gegeben:
Kollektiv- und Individualschutzmöglichkeiten
Als Schutz vor Stürzen über den Dachrand können, je nach Situation, nachfolgende Kollektivschutzmassnahmen eingesetzt werden:
Fassadengerüst mit Spenglergang, Seitenschutz beim Flachdach sowie giebelseitiger Seitenschutz und Dachfangwand an Traufseite bei geneigten Dächern.
Das Fassadengerüst muss von einem Gerüstbauer oder einem geschulten Installationsbetrieb errichtet werden. Wichtig für jedes Gerüst ist ein solides Fundament. Ausserdem dürfen, je nach Situation, gewisse Abstände nicht über- bzw. unterschritten werden. Weitere Informationen1.
Sehr wichtig sind zudem der Spenglergang und die Dachdeckerschutzwand. Der Spenglergang ist ein Gerüstgang, der das sichere Arbeiten am Dachrand ermöglicht. Bei Arbeiten von geringem Umfang (pro Dach gesamthaft weniger als zwei Personenarbeitstage) – das können z.B. Wartungsarbeiten sein - sind Absturzsicherungsmassnahmen erst bei einer Absturzhöhe von mehr als 3 m erforderlich, bei Gleitgefahr bereits ab einer Absturzhöhe von mehr als 2 m. Bei solchen Arbeiten können Installateure auch mit Individualschutz (Auffanggurt und Seilsicherung) arbeiten. Grundsätzlich, und insbesondere für die Montage von Solaranlagen (in der Regel länger als 2 Personenarbeitstage), ist der Kollektivschutz dem Individualschutz vorgeschrieben. Ferner ist beim Flachdach Vorsicht bei ungesicherten Lichtkuppen /-bändern/-elementen/ ungesicherten Lichtplatten und beim Steildach Vorsicht bei Lichtplatten geboten. Weitere Informationen2.
Absturzsicherung im Firstbereich (Steildach)
Gibt es keine Sicherung im Firstbereich, können Installateure über die ungesicherte Dachseite, auf der nicht gearbeitet wird, abstürzen, so geschehen bei den Unfällen im Jahr 2022. Sobald näher als 2 m am First montiert wird, braucht es eine Sicherung, dies kann z.B. ein Seitenschutz auf dem First sein. Wenn nicht im Bereich bis 2 m an den First gearbeitet wird, dann braucht es mindestens 2 m unterhalb des Firstes eine Zonenabschrankung (das ist z.B. ein 1 Meter hoher Geländerholm). Während Montage- und Demontagearbeiten (PV und auch Seitenschutz) müssen spezielle Massnahmen im Zusammenhang mit Gefährdung von Drittpersonen (Eingangsbereich, Rasenbereich, Trottoir/Strasse) getroffen werden.
Sicherer Dachzugang
Es sollte grundsätzlich ein sicherer Dachzugang definiert werden, über den Solarinstallateure und andere Personen, die aufs Dach müssen, auf das Dach gelangen. Ferner spielt es eine Rolle, wie häufig ein Dachzugang begangen und ob Material hochgetragen werden muss.
Folgende Zugänge sind zulässig und gelten als sicher:
-
Gebäudeinterner Treppenaufgang, fester Treppenaufgang an der Fassade oder Aufgang über temporären Gerüsttreppenturm
-
Ortsfeste Leiter mit Rückenschutz oder Steigschutzeinrichtung (Material darf nur mit entsprechenden Tragmitteln hoch- und hinunter getragen werden oder es sind entsprechende Lasthebemittel zu verwenden)
-
Zutritt nur für Personen, die einen eintägigen Kurs «Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz» (PSAgA) besucht haben. Dies gilt nur, wenn Arbeiten in Gefahrenzonen bzw. Arbeiten mit Absturzgefahren ausgeführt werden und z. B. kein Geländer vorhanden ist. Kurse gibt es bei Suissetec3 oder Gebäudehülle Schweiz4.
Sicherheitskonzept
In einem Sicherheitskonzept soll aufgeführt werden, welche Absturzsicherungsmassnahmen vorgesehen sind, um auf das Dach zu gelangen, z.B. wenn Instandhaltungsarbeiten am Dach (z.B. die Kontrolle der Dachhaut und Dachränder, die Wartung und der Unterhalt technischer Einrichtungen wie Lüftungs- und Klimageräte und Kommunikationseinrichtungen) oder die Wartung einer Solaranlage erforderlich sind.
Das Sicherheitskonzept muss zusätzlich folgende Punkte enthalten:
-
Sicherer Zugang auf's Dach (wo und wie)
-
Bestandteile der erforderlichen PSAgA
-
Rettung mit Mitteln vor Ort
-
Transport von Material und Werkzeug
-
Anwendungsanleitung Personensicherungssystem
-
Es muss ersichtlich sein, wie die Anschlageinrichtung angeordnet ist.
Eine Vorlage für das Erstellen von Sicherheitskonzepten für Flach- und Steildächer findet sich im Anhang 1 und 2 des Suva-Merkblatts «Sicher zu Energie vom Dach»5.
Personensicherungsmassnahmen betreffen alle Gewerke
Wichtig ist, dass bei der Planung von Personensicherungsmassnahmen immer alle auf dem Dach arbeitenden Gewerke berücksichtigt werden. Am besten stimmt sich der Installationsbetrieb vor dem Bau einer Anlage mit einem Anbieter von Personensicherungssystemen ab, oder der Installateur lässt sich entsprechend schulen und plant die Sicherheitsmassnahmen selbst. Es sind rechtzeitig z.B. vor Ort tätige Dachunterhaltsfirmen beizuziehen, damit die Personensicherheitsmassnahmen für alle korrekt erstellt werden können. Die Planung der Personensicherungsmassnahmen sollte vor der Erstellung des Modulplans erfolgen. Weiterbildungen im Bereich Arbeitssicherheit (PSaGa, Planung von Absturzsicherungen, etc.) sind bei Swissolar, suissetec oder Gebäudehülle Schweiz und bei den jeweiligen Anbietern von Personensicherungssystemen möglich6.
Bild:
Sicherung im Firstbereich, © Tom van Egmond
Autor:
Christian Moll, Mitgliederleistungen & Qualität, Swissolar
Fachberatung durch:
Tom van Egmond, Leiter Dienstleistungen | Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz, Gebäudehülle Schweiz
Roland Richli, Experte Sicherheit und Gesundheitsschutz, Team Fachtechnik und Kampagnen, Suva
Weitere Informationen
Artikel wurde dem Warenkorb hinzugefügt