Statistik Sonnenenergie 2023: Nochmals über 50 Prozent Marktwachstum

12.07.2024

Gemäss der am 11. Juli vom BFE veröffentlichten «Statistik Sonnenenergie» für das Jahr 2023 ist der Photovoltaik-Ausbau in der Schweiz gegenüber dem Vorjahr um 51 Prozent auf 1641 Megawatt angestiegen. Es handelt sich um das vierte Jahr in Folge mit einem Marktwachstum von über 40 Prozent. Insgesamt waren per Ende 2023 in der Schweiz Solarpanels mit einer Leistung von 6.4 Gigawatt installiert, die im Jahresverlauf über 8 Prozent des Schweizer Strombedarfs abdeckten. Diese Produktion entspricht etwa 80% der Jahresproduktion beider Reaktoren des AKW Beznau. Im laufenden Jahr wird Solarenergie erstmals über 10 % des Jahresbedarfs und somit mehr als das AKW Beznau liefern. Gemäss dem neuen Stromgesetz muss diese Menge in den nächsten 10 Jahren fast verfünffacht werden. Damit dies möglich wird, müssen die neuen Instrumente des Gesetzes in den Verordnungen sinnvoll umgesetzt werden.

Bereits seit 2020 ist der Schweizer Photovoltaik-Markt mit jährlichen Zuwächsen von über 40 Prozent auf steilem Wachstumskurs. Der Trend wurde im Jahr 2022 durch die Energiemangellage verstärkt, was zu einem Wachstum von 58 Prozent führte. Auch im vergangenen Jahr wurden die Prognosen überschritten. 

Wachstum in fast allen Marktsegmenten

Die neu installierte Photovoltaik-Leistung stieg gegenüber 2022 um 51 % auf den neuen Rekordwert von 1641 Megawatt (MW). Pro Kopf entspricht der Ausbau im letzten Jahr etwa einer Fläche von 0.9 Quadratmetern. Die gesamte installierte Leistung lag zum Jahresende bei 6375 MW. Die Jahresproduktion lag bei 4624 Gigawattstunden (GWh), was in etwa dem Jahresverbrauch von 1.4 Millionen 4-Personen-Haushalten oder 80 Prozent der Jahresproduktion beider Reaktoren des AKW Beznau entspricht. Der Anteil der Solarstromproduktion am Stromverbrauch der Schweiz lag 2023 bei 8.25 % (2022: 6.76 %). Im laufenden Jahr wird Solarenergie erstmals über 10 % des Jahresbedarfs liefern. «Der Solarausbau liefert derzeit jedes Jahr 2 bis 3 Prozent mehr an den Schweizer Strombedarf. Damit wird Solarstrom neben der Wasserkraft zur zweiten tragenden Säule unserer Stromversorgung. Bis 2050 kann Solarstrom trotz steigendem Verbrauch 50 % des Jahresbedarfs decken» sagt Swissolar-Geschäftsführer Matthias Egli. 

Ein gegenüber dem Vorjahr verstärktes Wachstum liess sich in fast allen Grössenkategorien und Anwendungsbereichen feststellen. Besonders markant war der Zuwachs in den Bereichen Industrie und Gewerbe (+65 %) sowie Mehrfamilienhäuser (+59 %). Es wurden rund 58'000 neue Anlagen mit einer Durchschnittsleistung von 28.2 Kilowatt (12 % mehr als im Vorjahr, entspricht rund 140 m2) installiert. «Der Trend zu grösseren Anlagen ist sehr positiv. Dächer werden vermehrt vollständig genutzt, damit sinkt der Preis pro produzierte Kilowattstunde weiter» kommentiert David Stickelberger, Leiter Markt und Politik von Swissolar.   

Drei Viertel mehr Batteriespeicher verkauft

Die Anzahl neu installierter Batteriespeicher stieg gegenüber dem Vorjahr um 73 %. Die durchschnittliche Speicherkapazität lag bei 14.1 Kilowattstunden. 42 % der neuen Photovoltaikanlagen auf Einfamilienhäusern wurden mit Batteriespeichern kombiniert. Solche werden vermehrt auch in Mehrfamilienhäusern und Gewerbebauten installiert. Die gesamthaft installierte Speicherkapazität lag per Jahresende bei 607'000 Kilowattstunden (kWh) – damit könnten 65'000 4-Personen-Haushalte einen Tag lang mit Strom versorgt werden. Mit dem neuen Stromgesetz dürfte der Einsatz von Batteriespeichern dank der Befreiung von der Netznutzungsgebühr ab nächstem Jahr weiter an Attraktivität gewinnen. 

Ein weltweiter Boom

Weltweit wurden im vergangenen Jahr 447 Gigawatt (GW) Photovoltaik-Leistung installiert, 87 % mehr als im Vorjahr. Wichtigster Wachstumstreiber war China (+167 %), im Rest der Welt lag das Wachstum bei 35 %. Letztes Jahr wurden 1631 TWh Solarstrom produziert, was der Stromproduktion von 200 AKW von der Grösse Gösgens entspricht. Der Anteil am weltweiten Stromverbrauch lag bei 5.5 %. Gemessen an der pro Kopf installierten Photovoltaik-Leistung liegt die Schweiz mit 711 Watt weltweit an 9. Stelle. 

Solarthermie-Verkaufszahlen stabilisiert

Bei den Kollektoranlagen zur Nutzung der Solarwärme wurde nach Jahren des Rückgangs eine Stabilisierung der Verkaufszahlen verzeichnet (-2 % gegenüber Vorjahr). Bei den Einfamilienhäusern konnte sogar ein Zuwachs um 17 % verzeichnet werden. 

Verlässliche Rahmenbedingungen dank Stromgesetz

Mit dem Ja zum Stromgesetz vom 9. Juni wurde ein ehrgeiziges Ausbauziel für die erneuerbaren Energien definiert und entsprechende neue Instrumente dafür geschaffen. Dazu gehören etwa die lokalen Elektrizitätsgemeinschaften (LEG), die den Verbrauch des Solarstroms im Quartier fördern, die Befreiung der Batteriespeicher vom Netzentgelt sowie die einheitlich geregelte Abnahmevergütung für ans Netz abgegebenen Strom. Der Erfolg dieser Instrumente hängt jedoch stark von der konkreten Ausgestaltung der Verordnungen ab, die erst im November bekannt sein werden. Gegenüber der Vernehmlassung braucht es dabei klare Verbesserungen: Die LEG brauchen einen höheren Rabatt auf das Netzentgelt und die minimale Abnahmevergütung muss im Hinblick auf sinkende Strompreise mehr Planungssicherheit für Investoren schaffen. Zudem müssen die Netzbetreiber mittels langjähriger Abnahmeverträge für einheimischen Strom aus neuen erneuerbaren Energien stärker in die Pflicht genommen werden. 

Alpine Grossanlagen: Noch nicht in der Statistik

Abgesehen von kleineren Projekten an Staumauern sind grosse alpine Solarprojekte erst in der Planungsphase. Seit kurzem sind zwei Projekte rechtskräftig bewilligt (SedrunSolar, Vorab), weitere dürften in Kürze folgen. Für den gemäss «Solarexpress» erforderlichen Netzanschluss von 10 % der geplanten Leistung bis 2025 ist die Zeit für viele Projekte zu knapp bemessen, weshalb Swissolar eine Verlängerung befürwortet. Ausserdem müssen auch die Bewilligungsverfahren für Stromleitungen beschleunigt werden. 

Fachkräftebedarf: Neue Berufslehren als wichtiger Schritt

Für das laufende Jahr rechnet Swissolar mit einem Photovoltaik-Ausbau von rund 1800 MW (+10 %). Gebremst wird das Wachstum unter anderem durch die Unsicherheit bezüglich der neuen politischen Rahmenbedingungen, durch die wieder sinkenden Strompreise und durch den weiterhin hohen Fachkräftebedarf. Zum richtigen Zeitpunkt kommen deshalb die neuen Berufslehren Solarinstallateur:in EFZ und Solarmonteur:in EBA, die im August 2024 erstmals starten. 

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